Gold und Silber für hessische Motorflieger
Großer Erfolg für Marcis und Astrid Ciesielski bei den FAI World Air Games in Dubai Anfang Dezember: Das Ehepaar gewann beim Navigationflug das erste Gold für Deutschland. Beim Landewettbewerb errang die Crew, die bei der Luftsportguppe Breitscheid fliegt, den zweiten Platz.
Die flugsportlichen Aushängeschilder des Vereins, die als Pilot bzw. Flugbeleiterin bei Air Berlin arbeiten, haben schon fast alle bedeutenden motoflugsportlichen Wettbewerbe gewonnen, darunter den Deutsschlandflug. Die „Olympischen Spiele des Flugsports“ in diesem Jahr in Dubai waren eine besondere Herausforderung. Dem „aertokurier“ sagten die Motorflugsportler: „Wir sind von einem Wüstenflugplatz aus über Kamele, Sträucher und Farmen geflogen, das beeindruckte mich am meisten“, sagte Astrid Ciesielski. „Das war echtes Arabien und nicht eine künstliche Stadt wie Dubai.“ Und ihr Ehemann fügte hinzu: „Diese World Air Games hier sind unvorstellbar, man musste einfach dabei gewesen sein. Es ist ein Treffen aller Luftsportler. Ich kenne jetzt die Segelflieger, Fallschirmspringer und Modellflieger und ihre Sportarten. Vorher kannte ich nur meinen Sport und dessen Teilnehmer.“
In Dubai waren 854 Aero-Athleten aus 55 Nationen am Start, Fallschirmspringer ebenso wie Segel-, Modell- und Kunstflieger, im Ballonfahrer, Motor-, Helikopter- sowie Gleitschirmflieger. Zum Wettbewerb, laut Veranstalter "The Biggest Aerosports Spectacle in the Planet", waren zehn verschiedene Luftsportarten, unterteilt in 23 verschiedene Kategorien, zugelassen. (Foto: Deutscher Navigationsflug)
So erlebten Astrid und Marcus Ciesieslkie den Wettbewerb in Dubai
World Air Games 2015 in Dubai
Bei diesem Wettbewerb war alles anders
Neu waren der Ort, das Format, die Flugzeuge, sowie die Teilnahme nur auf Einladung des Scheichs.
Schon die Vorbereitung fiel nicht leicht: Fliegen wir doch sonst die Wettbewerbe mit der eigenen Cessna 172 Bj. 1969, wo alles seinen Platz im Cockpit hat und praktisch verstaut ist. Und hier: Die Stoppuhr, die Stifte, die Kurslineale und die Loggerantennen mussten vor jedem Flug neu in einer der sechs für diesen Air Navigation Race Wettbewerb (ANR) bereitgestellten Cessnas angebracht werden.
Anders war auch die Übernahme der Leihflugzeuge. Eine Einweisung oder einen Checkflug gab es nicht. Die Cessnas wurden vor jedem Flug von einem Mechanikerteam gechecked und erst nach der Unterschrift im Bordbuch durften wir die Maschinen übernehmen. Auch die Nachflugkontrolle wurde von den Jungs gemacht. Das war schon ungewohnt, aber sehr angenehm. Tanken und Scheibenputzen war auch inklusive. Wie lautete doch das Motto vom ANR „JUST FLY“!
Neu war auch die Art des Wettbewerbs: Es hatte noch nie ein ANR bei Internationalen Wettkämpfen gegeben.
Aber erst mal der Reihe nach: Montag, den 30. November, sind wir mit dem A380 der Emirates von Düsseldorf aus nach Dubai gestartet und wussten nicht, was uns dort erwartet. Nach der Ankunft um Mitternacht wurden wir am Welcome Desk freundlich vom World Air Games Personal begrüßt. Jeder Teilnehmer erhielt eine rote Rose. Mit einem Bus und anderen Luftsportlern, die zeitgleich eingetroffen waren, z.B. Fallschirmspringer und Modellflieger, fuhren wir nachts um 02:00 Uhr gemeinsam zu den Hotels.
Anders war auch, dass wir nicht nach Sportarten sortiert, sondern nach Ländern getrennt untergebracht waren. Wir wohnten mit der deutschen Delegation in einem Ibis Hotel, gemeinsam mit Teilnehmern aus Russland, Weißrussland und Thailand.
Am nächsten Tag ging es mit dem Bus zur „Palme“, einem der verschiedenen Austragungsorte der Wettbewerbe.
Es gab noch mehr Fragen als Antworten zu diesem Zeitpunkt, aber nach wenigen Minuten hatten wir schon unsere Anmeldung erledigt sowie unsere Ausweise und ein „all inclusive“ Armband bekommen. Nach einem leckeren arabischen Mittagsbuffet trafen wir die anderen ANR Piloten und wurden mit dem Bus in die 60 km entfernte Wüste zur Desert Drop Zone gefahren, einem eigens für die Fallschirmspringer angelegten Flugplatz auf einer ehemaligen Straße. Hier sollte es die nächsten Tage regelmäßig hingehen, um die Trainingsflüge und den Wettbewerb durchzuführen. Unsere anderen Mitstreiter kamen aus 14 Nationen, darunter auch einige Welt- und Ex-Weltmeister im Navigationsfliegen und Ziellanden.
Nach dem Eröffnungsbriefing durch die Wettbewerbsleitung aus der Schweiz hatten wir auch Gelegenheit die Flugzeuge zu inspizieren. Sechs Cessnas 172 SP hatte der Veranstalter organisieren können, keine leichte Aufgabe, denn die gibt es in den Emiraten nicht so häufig wie bei uns in Europa. Die Flugzeuge waren von einer Flugschule im benachbarten Emirat Fujairah ausgeliehen worden und konnten für den Wettbewerb benutzt werden. Es waren recht neue 172er, drei davon mit Garmin G1000 und fünf mit Klimaanlage bestückt. Damit es kein Gerangel um die Flieger gab, wurden die Flugzeuge vom Veranstalter jeden Tag neu zugeteilt.
Die Landschaft war anders.
Uns Teilnehmern wurde immer mehr klar, dass hier wirklich einiges anders war, so auch die Landschaft. Entlang der gut ausgebauten Straße, die Richtung Oman führte, konnte man sich orientieren, aber sobald man rechts und links davon war, sah man nur noch vereinzelte Gebäude, einzelne Sträucher, eine Wüstenlandschaft und Kamelfarmen - es gab sogar eine Kamelrennbahn , die später bei den Navigationsaufgaben für die Orientierung noch sehr hilfreich war.
So richtig wohl fühlte sich noch keiner von den Teilnehmern, aber es gab jetzt die Startreihenfolge für den nächsten Tag und so fuhren wir wieder zurück zu den Hotels zum Essen und genossen den ersten Abend in Dubai.
Die folgenden Tage hatten immer wieder einen ähnlichen Ablauf: Der Bus fuhr morgens um 6:00 Uhr los und wir erreichten gegen 7:30 Uhr den Wüstenflugplatz. Dann hieß es die Startliste prüfen und warten auf das Einrücken in den Vorbereitungsraum. Vorher erfolgte noch die Taschenkontrolle auf unerlaubte Hilfsmittel bei Reiner vom Organisationsteam. An ihm kam niemand vorbei, auch nicht Naser aus der Scheichfamilie, der auf seinem Flugplatz Fallschirmspringen wollte.
Die Gegensätze waren krass
Beeindruckend war, dass man in der Stadt umgeben war von riesigen supermodernen Hochhäusern, großen Luxusautos und Shopping Malls, aber sobald man stadtauswärts zur Desert Drop Zone fuhr, fühlte man sich schon wie in Arabien: Viel Sand und überall Kamele.
Zwei Trainingsflüge waren für alle 14 Teams vorgesehen und die waren wirklich wichtig! Was wir nicht wussten, erst zehn Minuten vor unserem ersten Start bekamen wir die Genehmigung und die Validierung unsere Lizenzen. Ja, die Ausrichter hatten im Hintergrund sehr viel zu organisieren, ließen uns Teilnehmer aber nicht spüren, welchen Druck sie teilweise hatten.
Das erste mal Air Navigation Race bei den World Air Games und gegen die Weltmeister antreten
Am ersten Tag hatten wir eine Cessna 172 mit einem Garmin 1000 Glascockpit und dem vielversprechenden Kennzeichen A6-VIP. Doch Autopilot und GPS waren deaktiviert, so dass wir, wie bei den Classic Cockpit Cessnas, konventionell navigieren mussten, so wie es das Regelwerk vorsieht. Nicht deaktiviert war jedoch die Klimaanlage, die in der Cessna eingebaut war. So etwas hatten wir vorher noch nie gesehen, geschweige denn gebraucht. Auch hier blieb sie ausgeschaltet, denn im Winter ist es in den Arabischen Emiraten nicht so heiß. Wir hatten tagsüber Temperaturen von ca. 28° und nachts vonb etwa 20°.
Tag 2
Die Stimmung war zwar immer noch etwas angespannt, wurde aber am zweiten Trainingstag besser, denn wir wussten jetzt, wie es geht: Nach dem Start auf der Piste 35 eine Linkskurve und über den Gegenanflug Richtung Süden der Hauptstraße entlang auf 1.500ft steigen. Auf einer vorgegebenen Strecke erreichten wir nach etwa 15 Minuten den Startpunkt in den ANR Korridor, der sekundengenau überflogen werden musste.
Wir hatten am 2. Tag den südlichen Parcour und waren den größten Teil der Strecke im Korridor. Erst gegen Ende ab dem vorletzten Sektor hatten wir etwas überschossen und unsere Strafpunkte gesammelt. Hier gab es nur noch Sanddünen und keine Orientierungspunkte. Unser Fazit: Vielleicht hätten wir unsere Technik verbessern und Querpeilungen machen müssen. Man hätte einen Peilkompass wie auf einem Schiff gebraucht, aber mit 80kts waren wir zu schnell.
Nach sekundengenauem Überflug des Finishpunktes war der Rückflug jetzt einfach, wieder über eine vorgegebene Route und nach dem Flug konnten wir noch eine Landung ohne Klappen üben.
ANR heißt: Immer im Korridor bleiben!
Die ANR Navigationsflüge sind kürzer als Rallyeflüge. Man fliegt etwa 45 Minuten pro Durchgang, wovon 12 bis14 Minuten im Wertungskorridor sind. Der Zickzackkorridor ist 0.4 NM breit und kann im Verlauf des Tuniers auf 0.2 NM verengt werden. Man darf den Korridor nicht verlassen, sonst gibt es Strafpunkte, ebenso auch für ungenaues Überfliegen des Start- und Zielpunktes. Gemessen wird alles mit einem GPS Logger, der nach jedem Flug ausgewertet wird. Die Landungen nach den Trainingsflügen wurden nicht gewertet.
Zum Schluss gab es einen eigenen Landewettbewerb, bestehend aus zwei Landungen in ein Ziellandefeld mit elektronischer Messung und Videokameraaufzeichnung. Hier kam wieder die bewährte deutsche Landeanlage samt Landecrew mit Hans Pietsch und Thomas Kirchner zum Einsatz.
Live Tracking: Erstmals wurden alle Flüge über einen Live-Tracker aufgezeichnet und auf einem großen Bildschirm im Gebäude sichtbar gemacht. So war es auch spannend für Zuschauer die Flüge mitzuerleben.
Der 2. Dezember war Nationalfeiertag in den Emiraten und wurde im Rahmen der World Air Games gebührend gefeiert mit einen Start von 44 Heißluftballons - entsprechend der Jahreszahl des Feiertags.
An diesem Tag ging es um 6:00 Uhr los, wieder eineinhalb Stunden Busfahrt gemeinsam mit dem Fallschirmspringern und anderen Piloten. Das Schöne an diesem Wettbewerb war, dass man auch Kontakt zu anderen Luftsportlern bekam und die deutschen Fallschirmspringer, Segelflieger, Modellflieger und Hubschrauberpiloten kennen lernen konnte.
Opening Ceremony
Am 3. Tag mussten wir rechtzeitig zurückkehren, da am Abend die Eröffnungsfeier geplant war. Wir hatten uns schon gewundert, warum an der „Palme“ eine so große Tribüne aufgebaut war. Was wir hier zu sehen bekamen, hatten wir bei einer Weltmeisterschaft noch nie zuvor erlebt. Ein riesengroßes Spektakel, aber das Motto der World Air Games in Dubai lautete ja auch: Es werden die größten und besten Spiele aller Zeiten. Es gab eine Show mit Lichteffekten, Tänzern, einschwebenden Fallschirmspringern, die abgeseilt wurden, ein Riesenfeuerwerk – ein Multimediaereignis ohne Gleichen und mit allem, was möglich ist. Ganz am Ende wurde die World Air Games Fackel angezündet, die schon eine Reise rund um die Welt hinter sich hatte, Mit dieser Zeremonie wurden die Spiele offiziell eröffnet.
Für uns ging es am nächsten Tag mit der ersten scharfen Wettbewerbstrecke los. Morgens wieder das übliche Programm: Minifrühstück im Hotel, 6:00 Uhr Busabfahrt zum Flugplatz. Man merkte jetzt, dass heute die Regeln genauer eingehalten wurden. Zunächst erfolgte wieder bei Rainer die Durchsuchung der Flugtaschen nach unerlaubten Gegenständen, die Handys wurden ausgeschaltet und in einen Umschlag eingepackt, der nur im Notfall hätte geöffnet werden dürfen; irgendwie ein besseres Gefühl, wenn man es dabei hat, obwohl wir uns nicht sicher waren, ob dort auch überall Empfang war.
Mit einer Eskorte ging es dann in den Planungsraum über das Vorfeld in ein großes Zelt mit Klimaanlage. Dort hatten wir 30 Minuten Zeit die Strecke vorzubereiten, danach musste der Raum verlassen werden, sonst hätte es schon die ersten 100 Strafpunkte gegeben. Also rechtzeitig zum Flugzeug gehen, die Maschine übernehmen, unsere Uhren und Logger installieren, die Kopfhörer einstecken und die Sitzkissen hineinlegen. Beim Vorbereiten der Strecke stellten wir schon fest, dass es heute schwierig werden könnte. Der Korridor führte über viel unbebautes Gebiet mit wenig Orientierungsmerkmalen, es galt also, exakt Kurs und Zeit fliegen!
Nach der Landung, wieder ohne Wertung, ging es zurück zum Abstellplatz. Parallel liefen heute auch die Trainings der Fallschirmspringer und der Hubschrauberpiloten, aber es war so organisiert, dass man sich nicht in die Quere kam. Wir haben sogar erlebt, dass das Absetzflugzeug warten musste, bis wir gestartet waren – im deutschen Normalbetrieb undenkbar.
Anschließend ging es zum Briefing, dort die Ernüchterung: Nach unserem Gefühl hatten wir angenommen, dass wir gut geflogen wären. Nach einer Wende waren wir jedoch einige Zeit nicht im Korridor und hatten somit 90 Strafpunkte.
Zwei Flugzeuge gleichzeitig
Ein Wettbewerbsdurchgang fand immer mit zwei Flugzeugen gleichzeitig statt: Eine Crew flog nördlich, die andere den südlichen Korridor, am nächsten Tag umgekehrt. Die Startreihenfolge wurde von den Schiedsrichtern festgelegt, auch die Flugzeuge wurden zugeteilt. Wir hatten erst die Südrunde, am nächsten Tag konnten wir dann die Nordrunde fliegen und stellten fest, dass sie für uns einfacher zu beherrschen war. Deshalb war unser Ergebnis vom Vortag gar nicht so schlecht. Auf der Nordroute schafften wir erstaunliche drei Fehlerpunkte! Wir waren nur einmal am Zielpunkt eine Sekunde verkehrt. Dieses Ergebnis sollte auch später noch von Bedeutung sein.
Nach zwei Wertungsflügen waren wir im Viertelfinale. Die besten acht Piloten kamen weiter und flogen nun gegeneinander. Die Reihenfolge wurde jetzt ausgelost: Deutschland gegen Norwegen, gegen die Wikinger, da hatten wir einen schweren Gegner gezogen. Kurt und Peter aus Bergen kannten wir schon von anderen Wettbewerben und die haben das Fliegen gut drauf! Die Österreicher hatten Südafrika als Gegner gezogen, die hätten wir auch gerne gehabt! Später stellte sich aber heraus, dass die doch besser waren als die Österreicher. Die Schweizer flogen gegen Spanien und konnten sich auch nicht durchsetzen. Irgendwie waren alle deutschsprachigen Teams im Viertelfinale ausgeschieden. Die französischen Meister unterlagen gegen die Polen in einem vorgezogenen Finale, aber so kann es halt passieren bei einer Verlosung.
Schamal hält die Flieger am Boden
Am Abend wurde entschieden, dass am nächsten Tag keine Wettbewerbsflüge stattfinden. Ein starker Nordwestwind, der Schamal, war schuld. Er sorgt für Windböen bis zu 30 Knoten. Die Entscheidung war richtig gewesen! Für die Athleten war dies eine willkommene Pause. Alle konnten sich nach den fünf Flügen mal erholen. Die einen sahen sich die Stadt an, andere gingen zum Shoppen in die Malls. Wir waren mal beim Frisör, zur Maniküre und Pediküre. Hier sind die Salons streng nach Geschlechtern getrennt.
Am Dienstag, den 8. Dezember, ging es dann weiter mit dem Landeswettbewerb. Hier wurde eine der drei Wertungen im ANR festgelegt. Es gab einen Landeweltmeister, einen Navigationsweltmeister und den Gesamtsieger aus beiden Disziplinen. Die Idee war hier, dass nicht ein Teilnehmer alles gewinnt, sondern mehr Piloten eine Chance auf Medaillen haben. Die einen sind halt besser beim Landen, die anderen beim Navigieren. Die Schiedsrichter erklärten uns am Morgen die Windverhältnisse. Der Schamal blies immer noch, der Seitenwind kann aus 280° mit 20 Knoten, sodass wir bei der Nordbahn schon an die maximale Seitenwindkomponente der 172er kamen. Die Piloten wurden gefragt, ob sie diesen Wind akzeptieren könnten.
Es wurde immer in Gruppen mit drei Flugzeugen gestartet. Jede Gruppe machte zuerst eine normale Landung mit Klappen und Gas, nach dem Aufsetzen und Durchstarten wurde auf 1000 Fuß gestiegen, quer ab der Motor auf Leerlauf gezogen, die Benutzung der Klappen war weiterhin erlaubt, es folgte eine Gleitfluglandung. Unser Ziel war es, auf keinen Fall zu kurz zu landen oder gar die ganze Landung zu versemmeln. Aber das war auch das Ziel der anderen Piloten. Wir waren zufrieden mit uns!
Beeindruckend war auch die Medienberichterstattung. Ein Kamerateam war dabei und der Kommentator berichte live über unsere Anflüge. Uns war gar nicht bewusst, wie spannend Landungen doch sein können, wenn ein Profiteam berichtet. Wir beobachteten die Landungen der Konkurrenten von der Dachterrasse.
Und schon wurde gerechnet: Wer hat wohl wie viele Penalty-Punkte bekommen? Frank, der Südafrikaner, hatte nach unserer Optik die besten Landungen gemacht, aber auch die Österreicher und Schweizer sahen gut aus, irgendwie fast alle.
Gute Plätze
Doch dann sprach uns der Schiedsrichter Maurice an und sagte, wir müssten noch einmal fliegen. Stimmte etwas nicht? Doch, aber es gab nur eine Goldmedaille. Südafrika und wir hatten die gleiche Punktezahl und wurden nun mit einer normalen Landung ins Stechen geschickt. Also ging es wieder raus zum Flugzeug. Wir waren die ersten in der Platzrunde. Die Einteilung stimmte, auch die Höhe, doch irgendwie hatten sich die Windverhältnisse irgendwie und unten wollte die Cessna nicht mehr fliegen. Wir setzten deutlich und feste vor dem "Nullfeld" auf. Kurz hinter uns setzte der Südafrikaner zur Landung an. Er hatte mehr Glück und wurde Gewinner des Stechens. Über die Silbermedaille haben wir uns aber auch riesig gefreut. Damit hätten wir nicht gerechnet!
Aber dann kam eine noch größere Überraschung: Für den Gesamtsieger Air Navigation Race wurden die Punkte aus dem besten Wertungsflug der Gruppenphase und der beiden Landungen addiert. Es wurde gerechnet: Zweiter Wertungsflug drei Punkte plus elf aus den Landungen, das macht insgesammt 14 Punkte. Unglaublich, wir lagen damit ganz vorne. Was für ein Gefühl! Weltmeister in der Gesamtwertung ANR! Und damit die Goldmedaille für uns! Wir waren außer uns vor Freude. Am Folgetag sollte an der „Palme“ die offizielle Siegerehrung stattfinden. Aber nun gönnten wir uns am Abend erst einmal ein Siegerbier an der Hotelbar, was hier im Emirat Dubai immerhin gut 10 Euro kostet und damit nur an besonderen Tagen, wie dieser einer für uns war, getrunken wird.
Siegerehrung
Mittwoch haben wir den Tag genutzt, um noch einmal zur „Palme“ zu fahren und dort bei anderen Luftsportarten zuzuschauen. Wir haben andere Mitflieger getroffen, gemeinsam am reichhaltigen Mittagessenbuffet gespeist und dann mit Spannung auf die Siegerehrung gewartet. Um 18.30 Uhr ging es los. Im großen Zelt waren Plätze für uns reserviert und ein Siegerpodest war aufgebaut. Es fanden drei Siegerehrungen für ANR statt und eine für's Segelfliegen, wo der deutsche Pilot Tilo Hollighaus die Bronzemedaille gewonnen hatte. Bei uns gab es zunächst die Ehrung für die Navigation: Bronze Spanien, Silber Polen und Gold als große Überraschung an Norwegen. Dann ging es weiter mit der Siegerehrung für die Ziellandungen: Bronze an Russland, Silber für uns und Gold für Südafrika. Es war schon ein überwältigendes Gefühl überhaupt auf einem Sieger-Podest zu stehen und von Rodney Blois, unserem Kommissionspräsidenten Allgemeine Luftfahrt der FAI und Mitstreiter im ANR, die Silbermedaille um den Hals gehängt zu bekommen.
Dann folgte die Siegerehrung Gesamtwertung ANR mit dem dritten Platz für Südafrika, dem zweiten für Polen und wir stiegen ganz oben auf das Podest. Ein Scheich aus dem Organisationskomitee hing uns die Goldmedaille um, hinter uns ging die deutsche Fahne hoch und die deutsche Nationalhymne wurde abgespielt. Beim Mitsingen stieg eine unglaubliche Freude in uns hoch und wir waren mächtig stolz. Es folgten Fotos, Interviews, Gratulationen – was um uns herum passierte, hatten wir zu dem Zeitpunkt noch gar nicht realisiert.
Mit einem Shuttlebus ging es nach der Siegerehrung wieder ins Hotel, wo wir in der Bar ganz alleine für uns auf unseren Sieg angestoßen haben und die Dinge haben Revue passieren lassen. Das war ein schöner Abend!
Damit war unser Wettbewerb beendet! Es folgte am nächsten Tag noch ein Interview mit einer Pressefrau für den deutschsprachigen Raum, die einen Bericht für alle Medien anfertigen wollte. Für 16.00 Uhr hatten wir uns mit unseren Schweizer Kollegen und dem Team der Landeanlage verabredet, um auf das Bursh Kalifa, das höchste Hochhaus der Welt zu fahren. Vom 148sten Stockwerk hatten wir einen grandiosen Rundumblick auf ganz Dubai, bei Tageslicht, Sonnenuntergang und Dunkelheit .Das war in etwa die Flughöhe, die wir im Wettbewerb mit dem Flugzeug unterwegs waren. Es war schon ein Erlebnis!
Von unserem deutschen Delegate bekamen wir abends noch World Air Games T-Shirts als Erinnerung an eine spektakuläre Sportveranstaltung. Nach dem Abendessen hieß es für uns Koffer packen, denn am folgenden Mittag ging unser Flug mit Emirates zurück nach Düsseldorf.
Auch zu Hause warteten viele Gratulanten auf uns und wir brauchten ein paar Tage, um alle Eindrücke zu schildern und Fotos zusammenzustellen. Eines ist sicher: Die World Air Games von Dubai werden für uns ein unvergessliches Erlebnis in unserer Wettbewerbsfliegerei bleiben!
Astrid Ciesielski
* * * * *